Chronik

Die Blasmusik in Ebensfeld kann auf eine lange Tradition zurückblicken und das Besondere daran ist, dass das Gründungsdatum einer Blaskapelle bzw. der Nachweis einer Musik in Ebensfeld nicht aus Kirchenbüchern abgeleitet wird. Das ist ziemlich einzigartig!

Erste Nachweise der Musik in Ebensfeld

Nachforschungen anlässlich des Musikfestes im Jahre 1958 durch Franz Allert (Klarinette) und Prälat Meixner (Trompete) haben ergeben, dass sich im Jahre 1873 eine Blasmusik mit Vereinsstruktur gegründet hat. Zwar gibt es diesbezüglich keine schriftlichen Unterlagen mehr, die Söhne der Gründungsmitglieder haben das aber zeugenschaftlich bestätigt, was 1958 durch den „Fränkischen Musikbund“ anerkannt wurde.

Bereits ein Jahr nach der Gründung konnte im Jahre 1874 das Gründungsfest der Soldatenkameradschaft Ebensfeld musikalisch mitgestaltet werden. Die Musik entwickelte sich gut weiter aber die Kriegsjahre 1914 – 1918 brachten erhebliche Einschnitte mit sich. Viele Musikanten waren eingezogen worden und so war in dieser Zeit  nur ein eingeschränkter Spielbetrieb möglich. Nach dem 1. Weltkrieg war man gezwungen, neue Ausbildung zur betreiben, da u.a. einige Musikanten gefallen waren.

Erstes bekanntes Bild der Blasmusik in Ebensfeld zur Fronleichnamsprozession 1914.

Zwischen den Weltkriegen: Ära Reinhold Lieb

1933 konnte man den Militärmusiker Reinhold Lieb als Dirigenten gewinnen.  Reinhold Lieb war Oboist beim Militär in Meiningen und später Stadtmusikdirektor in Neustadt/Coburg. Unter seiner Leitung gewann die Ebensfelder Blaskapelle schnell an Ansehen und zwar weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Neben der Kirchen- und Kirchweihmusik wurde hauptsächlich auf Gartenfesten und Tanzveranstaltungen gespielt.
Als erster namentlich bekannter Vorstand wurde Pankraz Lunkenbein gewählt. 2. Vorsitzender und Kassier war Josef Schneider (bekannt als „Schmiedsschneider“).

Nach dem zweiten Weltkrieg

Bundesbezirksmusikfest 1958.

Die Jahre des 2. Weltkriegs (1939 – 1945) brachten den Spielbetrieb nahezu zum Erliegen. Es war gerade noch möglich, kirchliche Anlässe musikalisch zu gestalten.
Doch bereits 1948 konnte mit der Ausbildung neuer Musikanten begonnen werden. Trotz aller Dramatik der Kriegsjahre waren einige Heimatvertriebene in Ebensfeld ansässig geworden, die die Musik nachhaltig mitprägten (z.B. Franz Allert, Wenzel Soder, Emanuel Ehm, Karl Wambach). Es begann ein beachtlicher Aufstieg und erstmals in der Ebensfelder Musikgeschichte wurde Wertungsspiele besucht.

1956 benannte man die Blaskapelle in „Trachtenkapelle Ebensfeld“ um und im Juli 1958 konnte das „Fränkische Bundesmusikfest“ in Ebensfeld gefeiert werden. Man spricht von 10 bis 12.000 Festbesuchern. Der damalige Landrat Oskar Schramm hat die Trachtenkapelle als die beste Kapelle des Landkreises bezeichnet. Für die Verdienste um die Musik wurde dem Verein die „Goldene Medaille am Frankenband“ verliehen.

Obwohl nach dem Musikfest neue Ausbildung begonnen wurde, war ab 1965 nur noch ein reduzierter Spielbetrieb möglich. Zu viele Musiker waren, aus verschiedensten Gründen, ausgeschieden und die Folge war das Auflösen der Kapelle.

Wiedergründung des Musikvereins im Jahr 1968 und Trennung der Obermaintaler Jugendkapelle

Doch bereits drei Jahre später, nämlich zum 01.10.1968, wurde unter Mithilfe des damaligen Bürgermeisters Karl Reinlein der Verein neu gegründet. 1. Vorsitzender war Georg Batz und Dirigent war Wenzel Soder.

Das Schicksal machte den Verantwortlichen sozusagen einen Strich durch die Rechnung. Bereits drei Jahre nach der Vereins-Wiedergründung kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Dirigenten, der daraufhin mit dem neu ausgebildeten Nachwuchs des Vereins eine eigenständige Kapelle formierte, aus der schlussendlich die Obermaintaler Jugendkapelle entstand.
Leider waren die Verantwortlichen damals nicht in der Lage, die Tragweite zu erkennen und es kam wie es kommen musste, seither existierten in der Ortschaft Ebensfeld (ca. 3.000 Einwohner) zwei eigenständige Musikvereine und Blaskapellen, nämlich der Musikverein Ebensfeld mit seiner Trachtenkapelle und die Obermaintaler Jugendkapelle Ebensfeld e.V.
Die Rivalität war zeitweise so stark angewachsen, dass man sehr argwöhnisch aufeinander schaute, dass man kaum einander aushalf, dass man quasi nichts miteinander zu tun hatte. Man kannte sich, man grüßte sich, das war’s aber dann schon!!

Auf Einzelheiten soll hier nicht weiter eingegangen werden. Insofern darf auf die Einzelchroniken der beiden ehemaligen Vereine verwiesen werden.

Erste Annäherungsversuche

Im Jahre 2006 hatte man erstmals darüber nachgedacht, gemeinsam Ausbildung zu betreiben. Dieses Projekt scheiterte jedoch, weil zu verschiedene Ansätze vorherrschten.
Zwei Jahre später und nach etlichen Gesprächen der beiden Vorsitzenden Hermann Pornschlegel (OJK) und Rudolf Dierauf (Musikverein) sowie weiterer Vorstandsmitglieder untereinander, begann  das Projekt „Wiedervereinigung“ konkrete Formen anzunehmen.  Ziemlich alle Verantwortlichen waren sich einig, dass die Blasmusik in Ebensfeld  nur in einem starken, wiedervereinigten Verein eine gute Zukunft haben kann. Unter Berücksichtigung der Gegebenheiten und vor allem des Nachwuchsschwundes (die Zahl der Erstklässler hat sich innerhalb von 20 Jahren halbiert) wurde das Projekt mit Nachdruck angepackt. Man hat gemeinsam Konzerte veranstaltet, gemeinsam Probenwochenenden organisiert, unter der Bezeichnung Blasorchester Ebensfeld an Wertungsspielen teilgenommen, Sommerfeste und anderes organisiert.
In dieser Zeit kamen sich vor allem die Aktiven, die Musikerinnen und Musiker näher, tauschten sich aus und wuchsen sozusagen zusammen.
Von Anfang an war klar, einen neuen Verein ähnlich wie einen Sportverein, als „Mehrspartenverein“ zu führen.  Trachtenkapelle und Obermaintaler Jugendkapelle sollen erhalten bleiben. Durch die unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen sollen verschiedene Termine bzw. Veranstaltungen abgedeckt werden können.

Fusion im Jahre 2012

Nach vielen gemeinsamen Sitzungen war es schließlich am 29.06.2012 soweit, dass im Saal der Gastwirtschaft Greßano die Verschmelzungsversammlung im Beisein des Notars Erwin Richter abgehalten werden konnte. Die anwesenden Mitglieder beider Vereine haben sich mehrheitlich für die Verschmelzung zur Musikvereinigung Ebensfeld e.V. ausgesprochen, sodass der neue Verein seit dem 05.09.2012 im Vereins-Register des Amtsgerichts Coburg eingetragen und seitdem rechtsfähig ist.
Zur Verschmelzung ist zu sagen, dass beide Vereine „auf Augenhöhe“ miteinander verschmolzen sind, d.h. es wurde kein Verein aufgelöst und vom anderen übernommen, beide Ebensfelder Musikvereine sind zur Musikvereinigung Ebensfeld e.V. (mit allem Inventar, allen Rechten und Pflichten) geworden, und das ist ziemlich einmalig.
Der neue Verein hat derzeit ca. 640 Mitglieder und ist der größte Musikverein im näheren Umkreis. Die erste Vorstandsmannschaft bildete nach der Fusion Hermann Pornschlegel als 1. Vorsitzender, unterstützt von den beiden Stellvertretern Rudolf Dierauf und Benedikt Krüger. Als Dirigenten fungierten Thomas Steinhardt und Robert Zillig.

150 Jahre Blasmusik in Ebensfeld

Bei den Neuwahlen im Januar 2015 zog sich Hermann Pornschlegel nach mehr als zwei Jahrzehnten Vorstandsarbeit zurück und Rudolf Dierauf leitet seit dem die Geschicke der Musikvereinigung. Die aktuelle Dirigentin des Blasorchesters ist Kathrin Motschenbacher aus Prächting.

Die Musikvereinigung Ebensfeld e.V. versucht den Spagat möglichst viele musikalische Stilrichtungen anzubieten, um das schöne Hobby des Musizierens für die Aktiven selbst und natürlich auch für das Publikum ansprechend und attraktiv zu gestalten. 

Im Jahr 2023 kann die Musikvereinigung Ebensfeld auf 150 Jahre Blasmusik in Ebensfeld zurückblicken und wird anlässlich dieses großen Jubiläums ein Kreismusikfest mit angeschlossenem Wertungsspiel veranstalten.