Großes Kino in Ebensfeld

Herbstkonzert der Musikvereinigung begeistert 400 Zuhörer

Zum größten Kinosaal weit und breit wurde am vergangenen Samstag die Ebensfelder Dreifachsporthalle umfunktioniert, und das ohne dass die ca. 400 Besucher einen einzigen Film gezeigt bekamen. Die vier Orchester der Musikvereinigung Ebensfeld e.V. hatten unter dem Motto „Kopfkino“ zu ihrem diesjährigen Herbstkonzert eingeladen. Die fast 100 Mitwirkenden landeten mit dem zweistündigen Musikereignis einen wirklichen Blockbuster, dessen durch Melodien erzeugte Bilder sicherlich einigen der am Ende mit stehenden Ovationen begeisterten Zuhörer so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen werden.

Sichtlich stolz auf die Ebensfelder Musikvereinigung zeigte sich auch Bürgermeister Bernhard Storath, der dem größten Musikverein im Landkreis Lichtenfels und darüber hinaus mit seinem umfangreichen Ausbildungssystem, begeistert auch von der musikalischen Entwicklung, seinen Dank aussprach.

Bereits beim Betreten der herbstlich geschmückten Halle wurden die verschiedenen Sinne der Besucher sofort auf Kino-Feeling ausgerichtet: Wohlriechender Duft von Popcorn erfüllte den gesamten Raum, erzeugt durch den Förderverein des Ebensfelder Kindergartens mit seinem Verkaufsstand der in jedem Kino nicht fehlenden Knabberei.

Wie bei einem Kurzfilmfestival wurden die Besucher durch das Moderatorenduo Tobias Engel und Anna Wohnig durch die vierteilige Filmreihe geführt, für die Gesamtregie zeigte sich Kathrin Motschenbacher verantwortlich, während der 1. Vorsitzende Rudolf Dierauf als weiterer Ideengeber das Ereignis diesmal krankheitsbedingt aus der Zuschauer- bzw. Zuhörerperspektive genießen durfte. 

Die Jüngsten der Juniorband starteten gleich im wahrsten Sinn des Wortes voll durch, als sie unter der Leitung von Eva Murmann mit dem Hardrocksong „Born to be wild“ der Band Steppenwolf den Roadmovie „Easy Rider“ aus dem Jahre 1968 in Erinnerung riefen. Abenteuerlich ging es sofort weiter als die Jungmusiker, die mit ihren 10 Jahren aufwärts gerade die in Ebensfeld erfolgreich in der Schule installierten Bläserklassen verlassen haben, alle Anwesenden in den „Jurassic-Park“ mit seinen wieder erstandenen Dinos und letztlich ins Weltall mit „Star-Wars“ entführte. Die musikalische Begeisterung der mit den Füßen den Takt mitwippenden jungen Musikanten sprang bereits nach dem ersten Stück auf die Zuhörer über, sodass natürlich eine Zugabe nicht fehlen durfte. 

Nach kurzem Wechsel traten die Nächstälteren des Ebensfelder Jugendorchesters auf die Bühne. Die als Bindeglied zwischen der Juniorband und dem Hauptorchester ins Leben gerufene Formation wird ebenfalls durch die Ebensfelder Nachwuchsdirigentin Eva Murmann erfolgreich geleitet. Mit den „Highlights aus dem Dschungelbuch“, Jung und Alt bekannt nicht nur durch den Film von 1967 sondern auch durch das gleichnamige Musical, und dem von Elton John geschriebenen Welthit aus Der König der Löwen „Can you feel the love tonight“ erschienen von Balu der Bär bis hin zu Simba dem Löwen all die tierischen Gestalten vor dem inneren Auge. Nach dem „Raiders March“ aus dem Filmklassiker Indiana Jones des weltberühmten Filmmusikkomponisten John Williams durfte auch hier eine Zugabe nicht fehlen. Die versetzte alle Anwesenden mit dem Song „Seven Nations Army“ augenblicklich in ein rießiges Fußballstadion, in denen das Lied besonders unter Fußballfans Berühmtheit erlangte. 

Mit den dritten Protagonisten des Abends machte sich vor der Pause dann mit der Erwachsenenbläserklasse Bloos A-Moll eine weit und breit einzigartige Formation für ihren Auftritt bereit. Unter der Leitung von Reinhold Stärk musizieren in Ebensfeld ehemalige Musiker, Erwachsene bis ins Seniorenalter, die erst ein Instrument erlernen und solche die auf ein neues Instrument umgestiegen sind, miteinander. Mit dem „Irish Dream“ zauberten sie auf die Schwarze Leinwand die grünen Landschaften Irlands, mit „I love Polka“ sah man sich sogleich in ein zünftiges Bierzelt versetzt, bevor der BoneyM Song „Sunny“ die Discozeit aufleben ließ. Besser als Louis Armstrongs Welthit „What a wonderful world“ als Zugabe konnte man die verschiedensten Kopfkino-Bilder nicht zusammenfassen, mit der die Zuhörer in die Pause entlassen wurden. 

Der Einstieg in den vierten und größten Teil des Abends mit dem 40 köpfigen Blasorchester Ebensfeld unter der Leitung von Kathrin Motschenbacher konnte nicht besser gelingen als mit dem kraftvollen Medley „Great Movie Marches“. Sichtlich genossen alle Altersgruppen im Publikum vier der größten Märsche der Leinwand, als zum River Kwai Marsch und zu den Märschen aus dem Dschungelbuch, Krieg der Sterne und nochmals aus Indiana Jones kräftig mit geklatscht und mit gewippt wurde. Mit den zwei Wertungsspielstücken des nächsten Jahres präsentierte das Blasorchester dann jedoch mit konzertanter Blasmusik ganz andere Klangfacetten. Zurück im Filmgenre erschien anschließend mit „The Pink Panther Theme“ ein eigentümlicher rosaroter Panther und mit dem „Miss Marple Theme“ eine etwas seltsam anmutende ältere Dame, die sich als Detektivin betätigte, auf der Leinwand. Noch vor dem großen gemeinsamen Schlussauftritt aller Mitwirkenden glänzten die beiden jungen Sängerinnen Selina Finzel und Lisa Weidner mit dem zweistimmig vorgetragenen Titelsong „Let it go“ aus der Eiskönigin. Wie in eine römische Arena marschierten schließlich zu den Klängen des Triumphmarsches „Einzug der Gladiatoren“ ganz besondere Athleten ein. Musiker aller Orchester begleiteten mit einem Trinkbecher bewaffnet den bei Jüngeren sehr bekannten „Cup Song“ aus Pitch Perfect im Rhythmus des Popsongs, gesungen durch Holger Gunzelmann und Lisa Weidner.

Standing Ovations, stehender Applaus der begeisterten Zuhörer forderte vom Blasorchester noch zwei Zugaben. Mit einem gewagten Tabubruch in Form einer südamerikanischen Version des Böhmischen Traums und der ins Pianissimo ausklingenden „Jupiter Hymne“ aus der Feder von Gustav Holst endete die diesjährige Traumreise im Ebensfelder Kino – oder war es doch im Ebensfelder Konzerthaus?